Obwohl die Ideologie der Ungleichwertigkeit zur Grundideologie der extremen Rechten gehört, so machen sich diese manchmal auch für Obdachlose stark. Das gilt aber nur für die Obdachlosen, die sie als ‚deutsch‘ definieren. Dabei werden ‚deutsche‘ Obdachlose nicht selten in Konkurrenz zu anderen Gruppen gesetzt.
So hetzt die Neonazi-Partei „Der III. Weg“ am 7. Dezember 2013 unter der Überschrift „Deutsche Obdachlosengelder für Asylanten mißbraucht“:
Die Asylanten vom Asyl-Erpresser-Camp in der Landeshauptstadt zogen dann nach in Aussicht gestellten Zusagen in ein Obdachlosenprojekt der Heilig-Kreuz-Passion-Gemeinde in Berlin-Kreuzberg um. Deutsche Obdachlose mußten wie überall in der Republik auch dort den ausländischen Zuwanderern und der Gutmenschenentscheidung weichen. Ulrike Kostka, die Direktorin des Berliner Caritasverbandes, will die Kosten über die von Sozialsenator Mario Czaja (CDU) zugesagten Gelder aus der so genannten „Berliner Kältehilfe“ beglichen sehen. Die Unterkunft soll von Caritas und Diakonie gemeinsam betrieben werden. Die „Kältehilfe“ ist ein Berliner Sonderprogramm von Kirchengemeinden und Wohlfahrtsverbänden sowie der Senatsverwaltung, um obdachlosen Menschen eine unbürokratische Übernachtungsmöglichkeit während der kalten Jahreszeit anzubieten. Also werden auch hier wieder Gelder, die ursprünglich für deutsche Obdachlose zur Verfügung gestellt wurden, für die Befindlichkeiten ausländischer Asyl-Erpresser volksfeindlich mißbraucht.
Gemeint war damit, dass gegen ihre menschenunwürdigen Lebensbedingungen protestierende Flüchtlinge in Berlin in einer Obdachlosen-Unterkunft untergebracht wurden. Dass die Geflüchteten de facto auch obdachlos und von Kälte bedroht waren, ignorieren die Neonazis, da es ja keine ‚deutschen Obdachlosen‘ waren.
Ein Beitrag von ähnlicher Tendenz findet sich auf dem Nazi-Newsportal „Altermedia“. Dort heißt es unter der Überschrift „Deutsche Obdachlose sind wertlos, Migranten hingegen wertvoll“ am 2. Dezember 2013:
Die CDU streicht die Mittel für die Kältehilfe, damit diese Gelder den “Flüchtlingen” zugute kommen können. Schließlich müssen diese im Winter untergebracht werden, damit sie die ungewohnte Kälte nicht umbringt.
Doch man scheißt auf die Obdachlosen, für die Politiker sind die Obdachlosen nur wertloser Humanabfall, um nicht Menschen-Müll zu sagen, der nur Kosten verursacht.
OBEN: Gedenktafel in Greifswald
Etwas anders geht die Neonazi-Truppe „Nationale Sozialisten Greifswald“ an das Thema Obdachlosigkeit heran. In Greifswald gab es drei rechte Morde an Obdachlosen. Einer davon war der im Jahr 2000 ermordete Eckard Rütz, zu dessen Todestag sich seit einigen Jahren wieder eine Gedenkpraxis etabliert hat. Die Greifswalder Neonazis beklagen nun am in einem Text vom 26. November 2013 mit der Überschrift „Eckard Rütz – Stirbt jedes Jahr ein Wenig mehr“, dass bei dem antifaschistischen Gedenken auch klar die anleitende rechte Ideologie der Täter benannt wird:
Dieses, auf dem ersten Blicke hehre Anliegen offenbart sich bei genauerer Betrachtung als geschmacklose Veranstaltung, bei der der bedauerlichen Tod eines obdachlosen Menschen schamlos für linkspolitische Zwecke instrumentalisiert wird.
Geradezu zwanghaft versuchen die antideutschen Kreise Greifswalds den brutalen Mord an Eckard Rütz mit einer „rechtsradikalen“ Motivation zu versehen. Die Frage, inwieweit tatsächlich eine politische Überzeugung ausschlaggebend für die drei jugendlichen Täter war, wird bewusst unbeantwortet gelassen, weil es keine gibt.
Stattdessen bringen die Neonazis lieber die üblichen entpolitisierenden Interpretationen der Tat an:
Nicht eine geschlossene politische Anschauung sondern jugendlicher Übermut, verstärkt durch starken Alkoholeinfluss ließ die Verantwortlichen zu Mördern werden. Das macht die Tat gewiss nicht besser, hilft aber sie richtig einzuordnen.
Mit solchen Aussagen hören sich die Neonazis genauso an wie große Teile der bürgerlichen Medien und die Justiz. Das sollte zu denken geben.